Immer wieder höre und lese ich von Menschen, die sich eine ganz einfache Beerdigung wünschen. Ein Urnengrab auf der Wiese, vielleicht sogar ohne Namensplakette. „Macht euch wegen mir keine Umstände“, wird dann gesagt, oder „Oma hätte kein großes Tamtam gewollt“. So etwas macht mich traurig. Denn in meinen Ohren klingt das nach einem tief verinnerlichten Glaubenssatz, seinen Angehörigen mit den eigenen Wünschen nur zur Last zu fallen – sogar über den Tod hinaus.

Oft genug findet sich eine lebenslange Bescheidenheit auch im letzten Willen der verstorbenen Person wieder: Kein aufwändiger Blumenschmuck, kein Abschiedsfest, kein individuelles Grab. Und den letzten Willen hat man zu erfüllen – oder?!

Für wen ist eigentlich die Trauerfeier?

Als ich anfing, mich mit den Themen Tod und Abschied zu beschäftigen, dachte ich viel darüber nach, für wen die Trauerfeier eigentlich ist. Am Tag der Beerdigung steht der verstorbene Mensch im Mittelpunkt, denn es ist der letzte gemeinsame Tag und ein einzigartiges Zusammenkommen all derjenigen, für den er wichtig war.

Doch unter der Oberfläche aus Blumenkränzen und Kerzen ist die Trauerfeier vor allem ein wichtiges Ereignis für die Angehörigen. Sie müssen den Verlust begreifen und ohne den geliebten Menschen weitermachen. Die Trauerfeier ist der erste Schritt auf ihrem ganz persönlichen Trauerweg, von dem niemand vorher weiß, wie lang er dauert und wohin er führt.
Und einmal provokant gefragt: Darf der Verstorbene entscheiden, wie seine Hinterbliebenen zu trauern haben? Verwehrt er ihnen mit seiner Bescheidenheit einen bedeutenden Moment, der für sie wichtig wäre? Wurde zu wenig darüber gesprochen, welche Bedürfnisse es hier gibt?

Ein Dilemma für die Angehörigen

Nicht selten wird so der letzte Wunsch nach „bloß kein Aufwand“ zum Dilemma.
Viele Angehörige bedauern es, wenn sie ihren geliebten Menschen nur „unter die Erde gebracht“ haben und es keine Zeremonie, keine Musik und keine lieben Worte des Erinnerns gab. Denn eine schöne Zeremonie hat große Kraft und kann in der Trauer helfen. Auch ein Grab zu besuchen, hilft vielen, den Verlust zu realisieren. Ich würde mir wünschen, dass wir alle mehr über unsere Bedürfnisse sprechen und dass die Angehörigen auch ein Mitspracherecht haben. Denn sie müssen mit dem Verlust umgehen und einen Weg durch ihre Trauer finden.

Wenn es um die Kosten geht

Seien wir ehrlich: Eine Trauerfeier kostet was. Neulich ergab eine Straßenumfrage, dass die meisten Menschen rund 3.000 € für eine Bestattung bezahlen würden (die Quelle habe ich leider nicht parat). In der Realität kostet eine Bestattung im Schnitt jedoch 13.000 €! Angesichts dieser Zahlen und der aktuellen wirtschaftlichen Lage kann ich gut verstehen, dass viele zweimal nachdenken, wie viel Aufwand für ihre Bestattung nötig ist. Oder auch, wie viel sich die Familie leisten kann und will.

Sprecht im Vorfeld darüber

Meine Empfehlung ist: Sprecht darüber, was euch wirklich wichtig ist. Überlegt Euch, wie Ihr diesen Tag gemeinsam begehen wollt und was Euch beim Abschiednehmen hilft. Holt Euch auch Angebote von lokalen Bestattungshäusern und anderen Dienstleistenden (Blumen, Gastronomie, Steinmetze etc.) ein, um ein Gespür für die Kosten zu bekommen. Von der Ausstattung des Sarges, über den Blumenschmuck bis hin zur Musik und der Gestaltung des Grabes gibt es viele Möglichkeiten, eine Bestattung kostenbewusst und dennoch würdig zu gestalten. Spart nicht an der falschen Stelle (Stichwort: Rede), denn eine zu bescheidene, unpersönliche Trauerfeier kann noch jahrzehntelang schmerzhaft in Erinnerung bleiben. Übrigens: Bei vielen Dienstleistenden kann man nach einer Ratenzahlung fragen (bei mir natürlich auch). Oder man legt zusammen, damit man eine Trauerfeier gestalten kann, die man später nicht bedauert.

Wenn man trotzdem im Dilemma steckt

Über unser letztes Fest und unsere Bestattungswünsche zu sprechen, ist immer noch unüblich. Es kann also gut sein, dass Ihr jetzt gerade in diesem Dilemma steckt: Euer verstorbener Mensch hat sich „so wenig wie möglich“ gewünscht, aber Ihr braucht etwas anderes. Meine Empfehlung: Geht mal in Euch und denkt an Eure Beziehung zum verstorbenen Menschen zurück. Führt ein innerliches Gespräch und äußert Eure Bedürfnisse und Ideen. Wie würde der verstorbene Mensch reagieren? Würde er es übel nehmen oder könnte er Eure Wünsche verstehen? Könnt Ihr daraus einen Kompromiss für die Trauerfeier ableiten, mit dem Ihr Euch gut fühlt? Ganz oft ist diese Methode ein guter Weg, um für alle einen würdigen Abschied zu ermöglichen.

Lest auch gerne meine Artikel „Vom Wert einer Trauerrede“ und „Viele Menschen brauchen einen Ort zum Trauern“.

War eine Abschiedszeremonie nicht so, wie Ihr sie Euch gewünscht hättet? Dann lasst sie uns doch nachholen. Ich begleite Euch dabei und gestalte mit Euch einen wunderschönen Moment der Erinnerns. Hier findet Ihr mehr Infos dazu. Ich freue mich über Euren Anruf oder Eure Mail!

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