Lange war für mich klar: Nach meinem Tod soll ich eingeäschert und meine Asche an einem schönen Ort verstreut werden. Mir gefiel die Vorstellung, mit dem Wind um die Welt zu reisen. Diesen Wunsch haben viele Outdoorfans wie ich. Wir finden Erfüllung in den einfachen Dingen, wir reisen mit leichtem Gepäck. Ein Grab mit schwerem Stein und aufwändigem Blumenbeet passt nicht zu diesem Lebensgefühl. Heute sehe ich das ein bisschen anders.
Warum hat sich meine persönliche Einstellung verändert?
Es waren die vielen Besuche auf Friedhöfen und die Geschichten von Trauernden. Ich habe gespürt, welche Liebe ein Grab ausstrahlen kann, wenn Angehörige Blumen oder andere Grüße vorbeibringen. Für viele ist es ein wichtiges Ritual, regelmäßig zum Grab ihres verstorbenen Herzensmenschen zu gehen und mit ihm zu sprechen. Es ist ein Teil ihres Trauerwegs. Der Verstorbene mag nun auf dem Friedhof wohnen, aber er bleibt Teil der Familie und wird regelmäßig besucht. Vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach dem Tod ist das oft besonders wichtig.
Anonym tut vielen nicht gut
Viele von uns kennen die Hinweisschilder der Friedhofsverwaltung, dass auf einem anonymen Gräberfeld nichts abgelegt werden darf. Trotzdem setzen sich immer wieder Angehörige darüber hinweg. Es schmerzt sie, nicht an der Stelle trauern zu können, wo der geliebte Mensch wirklich liegt. Regelmäßig müssen Friedhofsmitarbeitende kleine Figuren, Blumen und andere Dinge von den Gräberfeldern entfernen.
Auch Angehörige von im Krieg gestorbenen, vermissten oder zurückgebliebenen Menschen kennen den Schmerz des Nichtwissens. Manche suchen ihr Leben lang nach diesem Ort, an dem sie ihrem vermissten Bruder oder ihren Vorfahren aus einer anderen Heimat nah sein können. Zu wissen, wo unsere Toten liegen, ist ein Stück unserer Identität.
Warum braucht man einen Ort zum Abschiednehmen?
Nachdenklich gemacht hat mich die Aussage einer Friedhofsverwalterin aus Osnabrück (Video ab Minute 16:25), die deutschen Friedhofszwang klar befürwortet: Wer eine Urne bei sich zuhause behalten wolle, verwehre anderen Menschen einen Ort zum Trauern. Denn wer kennt schon alle Freunde, Geliebten und Kolleginnen, die unserem Verstorbenen im Lauf seines Lebens wichtig waren? Wer weiß, wer viele Jahre später auf dem Heimatfriedhof nach ihm sucht? Wer weiß, welcher alte Konflikt durch ein Besuch am Grab endlich beigelegt werden kann? Und was passiert mit der Urne, wenn sie niemand mehr haben will?
Durch diese Geschichten ist mir klargeworden: Trauer braucht oft einen Ort. Einen Ort, an dem sie sein darf, an dem man sich dem verstorbenen Menschen (oder auch Tier) nah fühlt. Auf öffentlichen Friedhöfen finden wir Ruhe für das Erinnern an unsere Verstorbenen – auch wenn sie möglicherweise woanders bestattet sind. Nicht zuletzt finden hier verschiedene öffentliche Gedenkveranstaltungen statt.
Was wünsche ich mir für mich selbst?
Das habe ich noch nicht final entschieden. Eine Mischform gefiele mir gut: Ein Teil meiner Asche oder Erde dürfte bei meinen Lieben bleiben, während der Rest einen schönen Platz auf einem naturnahen Friedhof fände, wo mich jede*r besuchen kann. Vielleicht würde ein Teil der Asche auch an meinen Lieblingsorten verstreut werden.
Leider ist ein lockerer Umgang mit der Asche eines verstorbenen Menschen in Deutschland derzeit nur über Umwege möglich.
Mein Angebot: Die Nachholfeier
War eine Trauerfeier nicht so, wie Ihr sie Euch gewünscht hättet? Ist ein wichtiger Mensch aus Eurem Leben ganz woanders beerdigt oder kennt Ihr die Grabstätte nicht? Spürt Ihr eine schmerzhafte Lücke, weil ein bewusstes Abschiednehmen fehlte? Trotzdem können wir eine kleine Gedenkfeier gestalten, um den verstorbenen Menschen nocheinmal liebevoll in unsere Mitte zu holen. Meldet Euch gerne bei mir.